Der dritte Verkehrswendeaktionstag wurde am Freitag, den 27.08.2021 ab 16 Uhr auf der Straße „Am alten Hospital“ durchgeführt, um den Forderungen nach einer anderen Verkehrs- und Klimapolitik Nachdruck zu verleihen. Die Straße ist eine wichtige Querverbindung für Radfahrer*innen, um nicht mit Tourist*innen am Moselufer oder weiter im Zentrum der Altstadt an einander zu geraten. Der Fokus des Verkehrswendeaktionstages lag diesmal auf der Forderung nach einer autofreien Innenstadt. Eine an dieser Stelle befindliche Fahrradstraße würde zu einer deutlich merkbaren Verkehrsberuhigung in diesem Bereich führen.
Damit die Forderungen auch über den Kundgebungsort hinaus in die Stadt getragen werden, startete um 17 Uhr eine Fahrraddemo mit Zwischenkundgebungen rund um den Innenstadtbereich, der autofrei sein soll. Hierbei wollte die Versammlungsbehörde ein Befahren des Friedrich-Ebert-Ringes nicht gestatten, was kurzerhand dadurch gelöst wurde, dass zwei Raddemos angemeldet wurden. So wurde die Strecke, die über den Friedrich-Ebert-Ring führte bei der Anmeldung ausgespart und von der einen Raddemo zu der nächsten in einer spontanen Critical Mass dann doch befahren. An den Kundgebungsorten gab es verschiedene Redebeiträge. Unter anderem hielt die Verkehrswende Initiative Gießen, die an diesem Tag zu Besuch auf dem Aktionstag war, eine Rede über die Aktionen und Pläne rund um und für Gießen.
Auch auf der Versammlung „Am alten Hospital“ gab es verschiedene Redebeiträge. Der Klimaentscheid Koblenz und deren Forderungen wurden vorgestellt. Eine Anwohnerin, die sich im Garten Herlet e.V. engagiert berichte von der Bedrohung des nahe gelegenen Garten Herlets. Dieser Garten wurde der Stadt mit der Bedingung, dass er immer öffentlich zugänglich bleiben muss, geschenkt. Im Rahmen des Baus einer neuen Hotelanlage auf zwei angrenzenden Grundstücken mit zugehöriger geplanter Tiefparkanlage unter dem Garten, soll auch ebendieser als Kranstellplatz dienen. Dieser erhebliche Eingriff wird dafür sorgen, dass der Garten für lange Zeit nicht zugänglich und nutzbar sein wird, Lebewesen aus ihm vertrieben werden und die Fläche verdichtet und versiegelt wird. Weiter berichtete die Anwohnerin des Kastorvierteles über die Pläne des Wohnungsbaukozerns Vonovia. Dieser plant in dem Viertel für private Parkplätze Bäume zu fällen und Flächen zwischen den Häusern zu versiegeln und stößt dabei auf den Widerstand der Anwohner*innen. Dieses Thema wurde auch in einem anderen Redebeitrag aufgegriffen der weiter das Thema Gentrifizerung verschiedener Stadtteile und den Zusammenhang mit Verkehrswende behandelte. Neue Parkplätze und ein weiteres unnötiges Hotel werden nur für mehr Autoverkehr sorgen. Das gilt es zu verhindern! Gleichzeitig birgt eine verkehrsberuhigende Verkehrswende immer auch die Gefahr der Verdrängung von Menschen mit weniger Geld. Wir finden es deshalb wichtig und richtig das Bürger*innen sich in ihren Nachbarschaften gegen Profitinteressen organisieren.
Während der Versammlung gab es verschiedene Stände und Aktionen. Neben der Ausstellung des Verkehrswendeplanes und verschiedener Aktionsmöglichkeiten zum Thema Verkehrswende, wurde eine Fahrradwerkstatt errichtet, es gab Kaffee und Kuchen, verschiedenste unmotorisierte Fahrzeuge konnten auf der temporären Fahrradstraße ausprobiert werden, Gehzeuge konnten gebaut werden und noch einiges mehr. Während der Veranstaltung gab es viele angeregte Gespräche und Diskussionen zum Thema Verkehrswende. Durch die temporäre Befreiung der Straße von Autos war Platz um sich auszumalen, wie es aussehen würde, wenn diese Straße oder gar die ganze Innenstadt frei von Autos und somit ruhig und sicher wären. Eine umfassende Verkehrswende in Koblenz würde das beinhalten – zusätzlich zu einem ausgebauten Netz aus Fahrradstraße und Radwegen, Straßenbahnlinien und einem kostenlosen ÖPNV. // Jules